Καληνύχτα = Kalli nich da = Gute Nacht 'Ελα = Ella = Komm! σερβιέτες = Servietten = Damenbinden Es ist nicht üblich in Griechenland, sich unaufgefordert mit an einen Tisch zu setzen, selbst wenn noch Stühle frei sind. Geschieht es aber dennoch, dass man mit bislang Fremden, zusammensitzt, so gebietet es die Gastfreundschaft, anzubieten und zu teilen. Geht man im Freundeskreis zum Essen aus, wird gemeinsam bestellt. Vieles, Salate und Vorspeisen, oft auch Hauptgerichte, kommen in die Mitte und jeder kann sich von allem nehmen. Man isst langsam, macht Pausen, redet, raucht, trinkt und isst auch immer mal wieder. Nichts wird abgeräumt. Sind Teller leergegessen, wird in der Regel nachbestellt, solange man weiter auch trinken will. Das Gegenteil also zum deutschen „Turboessen“, bei dem nach zehn Minuten alles vorbei ist. Die Rechnung wird durch alle geteilt, egal, ob jemand nur Wasser, ein anderer aber zwei Liter Wein getrunken hat. Unter guten Freunden herrscht darüber hinaus oft noch ein „Sport“, schnell zu sein und drinnen schon mal den ganzen Tisch zu bezahlen. Auf´s Leben gesehen, gleicht sich das dann aus! Die „pikanten Servietten“ habe ich in´s Spiel gebracht, um aufzuzeigen, wie schnell es gehen kann, durch eigene Ignoranz, auch der Sprache gegenüber, in unmögliche, wirklich peinliche Situationen zu geraten. Da die Griechen aber letztlich viel Humor haben, und auch die Ausländer meist noch über ein wenig Selbstironie verfügen, enden derlei Vorkommnisse tatsächlich oft in großem Lachen. Und dann wird alles gut! Leider werden wir wohl all dem in Zukunft immer seltener begegnen. Denn, vor dem Hintergrund der ökonomischen Krise, die bereits breite Bevölkerungskreise in Existenznot gebracht hat, bleiben viele nun lieber gleich ganz zu hause, anstatt draußen auf den Cent gucken zu müssen. („Der Grieche ist so!“) Das hat zur Folge …, zur Folge …, Zur Folge … und wie nebenbei geht wieder ein Stück griechischer Kultur verloren: die aushäusige Geselligkeit.
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Von Ella und Kalli in der Taverne von Ingrid Heidrich-Siggelaki Die Ella hat sich freigenommen, braucht einen Tag lang nicht zu kommen. Auch Kalli, weil er es vermag, ist lang noch da, es ist ja Tag. Zu zweit woll´n sie die Zeit verbringen, nichts, niemand kann sie heute zwingen, zu rennen, kommen, weg zu sein …. Und so, im hellen Sonnenschein, kehr´n sie nun ein in ´ne Taverne. Hier kennt man sich und hat sich gerne! Es ist zwar voll schon, Mittagszeit; doch wartend steht für sie bereit ihr Lieblingstisch, mit Blick auf´s Meer, und das erfreut die Beiden sehr. Sie nehmen Platz, bestellen dann und schauen sich voll Liebe an, sie sind so glücklich, frohgemut, doch leider wenig auf der Hut. Denn Unbehagen steht vor´m Tor, in Form vom forschen Theodor und seiner Freundin, Hildegard, die jung noch ist, sehr schlank, sehr smart. Die zwei sind Deutsche, neu im Land und hungrig, schwitzend, noch voll Sand, so komm´ sie an in der Taverne. Schon leicht gereizt, woll´n sie nun gerne ganz schnell nur sitzen, trinken, essen, hab´n dabei aber wohl vergessen, dass Hochsaison ist, voll besetzt. Genervt nun wirklich, wie gehetzt, steuern sie an des Paares Tisch, wo grad serviert wird frischer Fisch. Ganz ohne Zaudern oder Zagen, auch ohne einmal anzufragen, hol´n sie sich dreist zwei Stühle ran, nehmen gleich Platz und sitzen dann mit am Tisch. Der Kalli blickt erstaunt zu Ella, die blickt zurück, bestellt schon Teller, auch Gläser und noch einmal Wein und lädt zum Trinken, Essen ein. Sie sind bemüht nun, stell´n sich vor, hingegen Hilde, Theodor, die tun das nicht. Ein wenig wirken sie verstört, dann fängt sich Theo: „hab´ gehört“, zischt er ganz leis´ in Hildes Ohr, „der Grieche ist so, kommt oft vor, dass er uns Deutsche lädt gern ein. Er mag das so, dann soll´s so sein.“ Die Speisen reichlich, wie hier Sitte, steh´n alle in des Tisches Mitte. Man pickt mal dort und nimmt mal hier, raucht zwischendurch, trinkt Wein und Bier …… Die Deutschen jedoch, nun entschlossen, -denn so was hab´n sie nie genossen,- die schaufeln sich die Teller voll und mampfen munter, find´ sich toll. Der Hildegard, die sonst so smart, ist plötzlich dann der Stuhl zu hart. „Ihr seid doch Griechen, müsst es wissen, besorgt doch schnell mal ein paar Kissen!“ Und fährt laut fort, voll von Verdruss: „Wenn ich den Fisch schon essen muss mit Fingern, Haut und Haar´n und ganz, die kleinen gar mit Kopf und Schwanz, dann müssen mehr Servietten her! Fällt mitzudenken denn so schwer?“ Und plötzlich: Schweigen, baff, empört …. denn alle haben zugehört. Dann bricht sich Bahn ein großes Lachen, kaum jemand kann was gegen machen. Selbst Ella, Kalli, stets Geduld, die prusten los: „Ist´s uns´re Schuld? Ihr habt geordert Damenbinden, selbst Ihr müsst das doch komisch finden … Die Hildegard, den Tränen nah, begreift nicht ganz, was da geschah. Der Theodor, schon am Erbösen, begreift dann doch und kann sich lösen und fällt ins große Lachen ein, dann auch die Hilde, erst noch klein …. Was grad geschah, ist wirklich peinlich! Wie jeder weiß, bin ich nicht kleinlich,“ sagt Kalli und er fährt dann fort: „ In jedem Land, an jedem Ort, gibt´s eig´ne Bräuche, and´re Sitten, und es gilt auch als unumstritten, dass Gäste grade danach suchen, wenn sie woll´n eine Reise buchen.“ Aber stimmt das auch?