Begegnung ( Marmor) von Ingrid Heidrich-Siggelaki Fotos: Cornelia Adam-Schartner Im Flussbett lag ich einst herum: Gelangweilt, träge und recht stumm. Nichts war passiert seit Ewigkeiten, mal abgesehen von den Zeiten, wenn Wassermassen mich bewegten: auch Schwestersteine sich dann regten. Da kam es schon – und das war fein – des öfteren zu Reiberein. Berührung war mir immer wichtig, ein zarter Windhauch war nie nichtig. Ganz abgesehen von Gewalten, wo oft nicht meine Form konnt’ halten. Verändert fand ich stets mich wieder, im Innern noch den Klang der Lieder vom Wechselspiel der Energien. Wenn nichts geschieht sehr lange Zeit, dann spür’ ich vage, bin bereit für Neues. In mir wächst dann, ich muss’s erwähnen, ganz unbewusst ein starkes Sehnen nach Nähe, Austausch, Gleichklang gar; doch Gegenüber sind recht rar. In solch einer Befindlichkeit trug es sich zu, ich war bereit, ein Treffen der besondren Art: grad nicht so fest, nicht starr, nicht hart, war offen… und hab’ so meinen Mensch getroffen. Am Suchen, Sehnen war auch er und Blickkontakt fiel da nicht schwer. Und dann ist es rasant gegangen: Mit neuem Ort hat’s angefangen, gehalten wurd’ ich und gewendet. Noch war nicht klar, wie das mal endet. Doch spürt’ ich auch, ich war ganz still, mein Mensch mir wohl nichts Böses will. Vom Schälen meiner äuß’ren Haut war ich dann erst mal nicht erbaut… Doch nach und nach, - ich kannt’ es nicht – traf auf mein Sein dann ganz viel Licht. Und das hat wohlgetan. Wie ich zeigt sich mein Mensch jetzt offen: Mein Weiß berührt ihn, ist betroffen von meiner Schönheit. Und das gefällt mir. Er möcht mich besser kennenlernen, was daraus wird, steht in den Sternen; denn unterschiedlich’ geht es kaum: Mensch sehr beweglich, braucht viel Raum. Hingegen ich als Stein sehr schwer, wirk fest und hart und bin doch mehr… Hat er erst mal herausgefunden, dass Energie in mir gebunden, die gar nicht so viel anders schwingt, als wenn ein Mensch lacht, weint und singt, dann können wir uns begegnen.  Der Weg ist lang, nicht immer eben. Schmerz, Tränen, Trauer wird’s auch geben: Dann, wenn Interesse fehlt, Wohlwollen und Achtung. Zum Beispiel: jemand klopft dort hin wo ich so sehr verletzlich bin, dann breche ich: Manchmal ganz, oft aber nur ein bisschen Wenn mein Mensch daraus lernen kann, ich seh’s ihm in der Seele an, können wir unseren Weg gemeinsam weitergehen. Wir haben einander dann so viel zu geben: Des einen Glanz bereichert das Strahlen des Anderen!
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